Sonntag, 19. August 2012

Mein Höhenhalbmarathon

Als ich Anfang Juli den Panoramalauf in St Anton gelaufen bin, war meine längste Trainingsstrecke davor etwa 12km. Der Lauf war ab den ersten 10km nur noch streng und hart. Ich hatte das Höhenprofil zu wenig studiert. 400m Höhenunterschied heißt nicht 400Hm, sondern insgesamt waren es 800Hm... Ein kleines Detail, die ich einfach übersehen hatte... Außerdem bin ich viel zu schnell los gelaufen - ein typischer Anfängerfehler. Aber ich habe mich durchgekämpft und ich bin ins Ziel gekommen :-)

Heute war es dann soweit, der 10. Lecher Höhenhalbmarathon: 21,7km und 1000Hm

Lech in der Morgensonne
Etwas was ich mir für den Höhenhalbmarathon wirklich vorgenommen hatte, war ruhig anzufangen und den Puls langsam zu steigern - egal wie sehr die anderen davon rasen würden! Schwer, s e h r schwer! Vor allem, wenn die Nervosität beim Start noch dazukommt und der Puls eh schon auf 130 oben ist... Der Startschuss und los - "Ruhig, nur nicht zu schnell! Ruhig...!!!" habe ich im Kopf laufen lassen und irgendwie hat es funktioniert, vielleicht auch weil viele andere auch recht ruhig losgestartet sind ;-) Ich bin ziemlich schnell mit dem Puls im 160er-Bereich gewesen, das ist aber ein super Tempo für mich, richtig angenehm :-) 

Das Höhenprofil mit Verpflegungsstationen

Mein Lauf auf Runkeeper.com

Dieses Mal hatte ich auch das Höhenprofil besser studiert. Ich habe mir eingeprägt wo die verschiedenen Verpflegungsstationen sein würden und wie die Strecke davor und danach ausgesehen hat. So konnte ich mir den Lauf etwas einteilen und ich wusste ungefähr was noch kommt. Die erste kleine Steigerung war perfekt zum einlaufen und bis zur ersten Verpflegung bin ich den ganzen Weg gelaufen, ohne Probleme :-) Ich habe gleich ein Glas getrunken, ich dachte Saft, aber es war ein Iso-Getränk. Danach kam die erste steile Steigerung und a l l e sind gegangen - wie es die Sieger gemacht haben weiß ich nicht, die waren zu weit vor mir ;-)

Bei der zweiten Verpflegungsstation habe ich auch ein Glas, in dem Fall auch Iso getrunken (ich habe nachher verstanden, dass es nur entweder Wasser oder Iso gab). 

Zwischen Verpflegung 2 und 3 bin ich mit/hinter zwei andere Frauen gelaufen - sie hatten ein super Tempo. Die haben mich so quasi "mitgezogen" und ihr Tempo hat mir super gepasst, ich bin gegangen wo sie gegangen sind und gelaufen wo sei gelaufen sind. Sie haben ein paar Mal gefragt, ob ich nicht überholen möchte, das wollte ich aber nicht.
Zwischen die 2. und die 3. Verpflegung habe ich dann aber gespürt, ich bekomme Blasen, auf beiden Fersen. Was machen? Nichts, ignorieren, einfach weiterlaufen...

Bei der 3. Verpflegung bin ich einfach vorbei gelaufen, Wasser habe ich ja immer im Rucksack dabei und so habe ich die zwei Frauen hinter mir gelassen. Ich fühlte mich super, habe aber trotzdem auf den Anstieg um km10 herum ein Paar Nüsse und Rosinen gegessen. Bei Verpflegung 4 hat der Helfer gesagt; "Wasser oder Iso?" - ab dann habe ich Wasser genommen. Iso mag ich nicht, viel zu Süß. 

E N D L I C H abwärts. Juhuu! Was ich nicht ganz verstehe, überall wo es abwärts gegangen ist habe ich die meisten Leute überholt. Dort muss ich es doch laufen lassen, die Füße einfach rollen lassen. Wenn ich dort abbremse und langsamer laufe, brauche ich doch viel mehr Energie. Klar, wo es nur ein kleiner schmaler Weg ist, und die Gefahr eines Fehltritts sehr groß ist, verstehe ich, dass man vorsichtig läuft, aber nicht auf einer breiten Straße. Egal, mein Vorteil ;-) Leider hatte ich dann beim abwärts laufen Seitenstechen bekommen (ich gebe dem Iso-Getränk die Schuld). Schnell einen Stein in die Hand genommen. Ob der Stein geholfen hat weiß ich nicht, aber es ist etwas besser geworden. 

Bis ca. km 15 bin ich eigentlich super leicht gesprungen. Es war einfach nur schön (bis auf das Seitenstechen und die Blasen auf den Fersen). Die zweitletzte Steigung nach der Verpflegung 5 war dann aber nicht mehr so schön. Keine Kraft und keine Energie mehr in den Oberschenkel hinten und im Gesäß, sie haben mit Schmerzen protestiert. Ich habe gedacht - "die letzte Steigung, die letzte Steigung... nachher geht es abwärts bis ins Ziel..." 

Als ich km18 passiert bin, habe ich gedacht "juhu, nur noch 4,7km..."  "Nur..." - das waren die längsten 4,7 km die ich jemals gelaufen bin. Die allerletzte kleine Steigung vor der Verpflegung 6 habe ich vergessen gehabt und als ich gesehen habe, dass es noch einmal hinauf geht habe ich nur gedacht "ach du Sch..." Irgendwie bin ich aber dort auch hinauf gekrabbelt, und dann - endlich! abwärts bis ins Ziel... 

Ich habe gedacht, das ist eine super Strecke - die letzten km bis ins Ziel geht es abwärts, super! oder auch nicht... Ich habe beim abwärts laufen immer schlimmer und schlimmer Seitenstechen bekommen und der linke Fuß hat auch angefangen weh zu tun. Abbremsen - niemals, dann dauert es ja noch länger bis die Qualen vorbei sind. Ich bin so schnell gelaufen wie ich konnte. Km21 - "nur" noch 700m bis ins Ziel. "N u r . . ." Wenn die letzten 4,7 km lang waren, dann waren die letzten 700m noch länger. Ich musste etwas langsamer werden, da ich vom lauter Seitenstechen kaum noch Luft bekam und als es etwa 200m vor dem Ziel flacher wurde und ich Gas geben wollte, dann hat mein linker Wadenmuskel angefangen zu krampfen. Irgendwie habe ich die Zehen fest hochgezogen, und habe es irgendwie bis ins Ziel geschafft. Geschafft! Hurra!!! :-) 

Kurz weitergehen, nicht stehenbleiben. Ich war einfach froh, dass es vorbei war und habe ganz vergessen meine Uhr und runkeeper auf dem Handy im Rucksack auszuschalten. Gut, dass ich einen Zeitnehmungs-Chip um den Fuß umgeschnallt gehabt habe ;-)

Als ich die Massage-Station gesehen habe, hat es mir kurz leid getan, dass ich kein Geld dabei hatte. Dann ist mir aber in den Sinn gekommen, ich habe 20 Euro Pfand für den Zeitnehmungs-Chip abgegeben. Schnell den Chip zurückgeben und das Geld bekommen und dann schon lag ich auf der Massage-Bank oben. 10 Euro für eine kurze Beinmassage. Zuerst hat sie die Beine und Füße mit einem kalten, nassen Handtuch abgewischt - nur das war glaube ich 10 Euro wert. So schön! ;-) Ich habe auch ein Menthol-Öl auf meine Blasen bekommen und dann die Beinmassage. Ich war im Himmelreich!

Nach der Massage habe ich dann die ausgehängte Ergebnisliste angeschaut. Ich habe mich nirgendwo gefunden. Komisch - die Frauen, die länger als 2h36min (was ich auf meine Uhr hatte) waren ja auch schon drauf. Dann, endlich habe ich mich gefunden: 2:34:04 Wow! Was für eine Zeit! :-) Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Ich wäre froh, wenn ich den Lauf so in etwa 3 Stunden geschafft hätte, und dann so einer (für mich) Bomben-Zeit.

Vor dem Lauf...
...nach dem Lauf, und der Massage
(als ich wieder lachen konnte)
;-)
Ich bin super froh, dass ich mich dieser Herausforderung gestellt habe. Einer meiner Ziele für 2012 war es ja, einen Halbmarathon zu laufen, tja und warum dann nicht gleich einen Höhenhalbmarathon mit 1000Hm...? ;-)

Ich bin angenehm überrascht worden, dass ich so leicht und ohne Probleme (außer die Blasen und ein bisschen Seitenstechen) die ersten 15 km gelaufen bin. Dass die letzten 6,7km hart waren, macht dann gar nichts - es soll ja auch nicht zu einfach sein, oder ;-)

Juhuu! :-)
Ein langer Text, ich weiß. Wenn du es bis hierhin geschafft hast, vielen Dank fürs lesen!
/Anna

6 Kommentare:

  1. Ich habe den langen Text bis zum Schluss geschafft! :-)
    Gratuliere dir zu deiner tollen Leistung und dem durch kämpfen trotz der Probleme wie Seitenstechen und Blasen.

    Bei zwei Punkten bin ich nicht ganz deiner Meinung und zwar, erstens, dort wo du schreibst das man es Bergab laufen lassen sollte. Was viele Läufer unterschätzen ist das das schnelle Bergab laufen ganz gewaltig auf die Oberschenkelmuskulatur geht und wenns dann wieder Berghoch geht fangen die Probleme an. Ich laufe lieber ein gleichmäßiges Tempo und bin damit schon immer gut zurecht gekommen.

    Zweitens die Massage nach dem Lauf. Ich weiß das bei sehr vielen Veranstaltungen so etwas angeboten wird aber eine sehr beanspruchte Muskulatur unmittelbar nach dem Lauf zu massieren finde ich nicht Lobenswert. Das was da Schmerzen verursacht sind ja bekanntlich Mikroverletzungen und darauf herum zu kneten ist nicht gerade förderlich für eine Regeneration. Lieber ein bis zwei Tage gewartet und ein schönes Bad genommen.
    Aber jeder muss natürlich selbst für sich entscheiden was ihm am besten hilft

    Und noch ein Tipp von mir zu Blasen: Mein Rezept ist es 2!! paar sehr dünne Zehensocken übereinander zu ziehen.
    Kannst du ruhig mal ausprobieren.

    Sei stolz auf deine Erbrachte Leistung und erhole dich gut!
    Hast du super gemacht!!

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    1. Nochmals danke fürs lesen! :-)

      Ja, das stimmt was du sagst. Das schnelle Bergab laufen geht auf die Oberschenkelmuskulatur und muss somit auch gut trainiert werden. Meiner Meinung nach, geht das Bergab laufen aber auf die vordere Oberschenkelmuskulatur und das Bergauf laufen auf die hintere Oberschenkelmuskulatur (es kommt mir halt so vor beim Trainieren und Laufen). Es muss also beides trainiert werden - Oberschenkel vorne und hinten, Bergauf laufen und Bergab laufen. Wobei es sicher auch einen Unterschied gibt, ob es sehr steil oder eher flacher Bergab geht.

      Die Massage habe ich hauptsächlich wegen der Wadenkrampf gemacht - ob es geholfen hat oder nicht? Keine Ahnung - aber schön war es trotzdem ;-) Was ich aber ganz komisch finde, ich habe weder nach dem Panoramalauf noch nach dem Halbmarathon Muskelkater bekommen... Bekommst du Muskelkater nach langen Läufen wo du dich sehr verausgabst?

      Ja, das mit den Blasen... Ich verwende immer ganz normale Baumwollsocken – ich denke genau das falsche. Habe bis jetzt aber nie Probleme gehabt. Dein Tipp ist super, werde ich ausprobieren! Danke :-)

      Danke für deinen langen engagierten Kommentar!
      Liebe Grüße, Anna

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    2. Das ist schon richtig das das Bergablaufen auf die vordere Muskulatur geht aber wenn diese komplett müde ist muss natürlich die hintere noch mehr mitarbeiten.

      Den letzten Muskelkater hatte ich vor gut einem Jahr bei einen 12Stundenlauf
      4Wochen später bei einem 10 Stundenlauf hatte ich so gut wie gar keine Beschwerden mehr.
      Sagen wir es mal so: Momentan,durch die sehr zurück gegangenen Umfänge, würde ich mir vielleicht gerade noch einen Marathon zutrauen ohne größere Probleme zu bekommen. Ist halt immer Abhängig vom Trainingsstand

      Liebe Grüße aus Partenstein
      Frank

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    3. Danke! Ich freue mich immer sehr über das Feedback von guten und routinierten Läufern wie du es bist! :-)

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  2. Nun hatte ich hier einen Kommentar geschrieben, aber jetzt ist er weg, weiß der Himmel, wohin....

    Dann fange ich noch einmal an - Glückwunsch zu deinem für dich unerwarteten Erfolg, das macht uns Frauen stark, und wir wollen irgendwann mehr davon !!

    Nochmals Glückwunsch - und ich hoffe, dass der Beitrag jetzt nicht wieder verschwindet !!

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    1. Vielen Dank - ja oftmals sind wir stärker als wir denken. Wir müssen nur wagen unsere Grenzen auszutesten!

      Liebe Grüße, Anna

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